Auf die neue Publikation des streitbaren prominenten Mitglieds der Grünen/Bündnis 90 mit dem Titel »Erst die Fakten, dann die Moral« wurden wir erstmals durch die kontroverse TV-Diskussion am 26.09.2019 bei ›Markus Lanz‹ aufmerksam.
Nachdem wir den Autor dann noch auf der Frankfurter Buchmesse 2019 live erleben konnten, nahmen wir uns fest vor, sein am Messestand der Spiegelgruppe vorgestelltes Sachbuch schnellstmöglich zu lesen.
»Erst die Fakten, dann die Moral − Warum Politik mit der Wirklichkeit beginnen muss«
Er kann es nicht lassen
Der mittlerweile deutschlandweit bekannte Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer schafft es immer wieder, mit brisanten gesellschaftspolitischen, bzw. vom Mainstream abweichenden Statements medienwirksam zu polarisieren. Ein Habitus, der ihm regelmäßig ›Shitstorms‹ − bis hin zu Schelte aus den eigenen Reihen und Aufforderungen zum Austritt aus Deutschlands im Aufwind befindlicher linksliberaler Ökopartei − einbringt.
So stellt der Autor denn auch gleich am Anfang seines neuen Buches unter dem Stichwort ›Tatsachenkrise‹ couragiert wie gewohnt seinen persönlichen Standpunkt klar: „In den Auseinandersetzungen mit Teilen meiner Partei und dem politisch linken Spektrum unserer Gesellschaft, die ich die letzten Jahre über Flüchtlingspolitik geführt habe, ist nicht nur mein Buch »Wir können nicht allen helfen« entstanden.”
Und weiter: „Ich habe dabei begriffen, dass der nüchternen Betrachtung der Fakten nicht nur Fake-News und Rechtspopulismus im Wege stehen, sondern auch der Versuch, eine Art moralischen Filter über die Wirklichkeit zu legen. Wenn »Haltung« gefordert wird, ist leider immer wieder eine Vorsortierung der zulässigen Argumente in öffentlichen Debatten gemeint. Ich sehe dahinter das Bedürfnis nach einer neuartigen Form der sozialen Distinktion”.
Nicht nur in Tübingen, um Tübingen und um Tübingen herum
Im neuen »Boris Palmer« geht es aber längst nicht nur um eine kritische Bilanz des Autors zum Dauerbrenner-Thema ›Asylpolitik, Migration und Integration‹, sondern auch um viele andere brisante Fragen, die längst nicht nur ihm als Oberbürgermeister und den Einwohnern in Tübingen, um Tübingen und um Tübingen herum auf den Nägeln brennen. Pragmatisch und ideologiefrei nimmt der bodenständige grüne Realpolitiker eine Reihe weiterer aktueller Problemstellungen kritisch unter die Lupe und präsentiert dem Leser sowohl jede Menge interessante ökonomische & ökologische Expertisen und wissenschaftliche Erkenntnisse, als auch − dank seiner langjährigen Erfahrungen als Stadtpolitiker − praktikable Lösungen.
Hier die Auflistung der Themen, die im Buch detailliert erörtert werden:
- Bezahlbar wohnen: Sachverständige auf Irrwegen
- Luftreinhaltung: Nur heiße oder doch saubere Luft?
- Don Quichotte gegen Windmühlen: Bürgerinitiativen behindern die Energiewende
- Wasserschutz: Brunnen sind heilig
- Der deutsche Sicherheitswahn: Vernunft bleibt zurück
- Sicherheit ist subjektiv: Gefühle und Fakten im Widerstreit
- Affentheater: Wenn Menschen zu Bestien werden (Tierversuche)
- Stuttgart 21: Milliardenschwerer Irrtum
- Empört euch! Aber werdet nicht intolerant (deutsche Identitätspolitik)
- Klimareligion: Wissenschaft als Glaubenssache
- Und − last but not least − : Zehn Thesen über Politik und Wirklichkeit
Sein Erfolg gibt ihm recht
Unser Fazit: Zunächst einmal gewährt das Buch viele interessante Einblicke in die Gedankenwelt eines seiner Verantwortung bewussten Oberbürgermeisters, der es sich mit Entscheidungsfindungsprozessen nicht leicht macht. Man muss die Sichtweisen von Boris Palmer nicht zwangsläufig in allen Punkten teilen und die gleichen Schlussfolgerungen ziehen. Das schmälert jedoch nicht die Tatsache, dass man im Tübinger Rathaus sorgfältig und gewissenhaft Fakten auswertet und abwägt, bevor man kollektive Entscheidungen trifft. Der Erfolg gibt ihm recht. Immerhin ist der rational und vorausschauend handelnde Stadtpolitiker, der seine Amtsgeschäfte in der klugen Reihenfolge »erst die Fakten, dann die Moral« führt, schon seit 2007 im Amt. Leider ist Pragmatismus heutzutage längst nicht mehr selbstverständlich. Politiker*innen, die für mehr als nur für eine Stadt verantwortlich sind, lassen solche Eigenschaften leider vermissen und scheinen vergessen zu haben, dass es nicht gut tut, wenn man sich statt vom Verstand, von kurzlebigen Umfrageergebnissen leiten lässt und ein Land mit den Folgen emotionaler Entscheidungen überfordert.
Wer erfahren will, was einen grünen Realo wie Boris Palmer umtreibt und mit welchen Argumenten er sein kritisches, zum Nachdenken anregendes Statement
Erst die Fakten, dann die Moral
»Warum Politik mit der Wirklichkeit beginnen muss«
untermauert, sollte das gleichnamige Sachbuch unbedingt lesen. Die 240 Seiten starke informative Lektüre (ISBN 978-3-8275-0124-0) ist als Hardcover-Ausgabe mit Schutzumschlag zum Preis von € 20,00 im Siedler Verlag erschienen.
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Als begleitende Lektüre empfehlen wir den hochinteressanten, ebenfalls von uns rezensierten Bestseller »FACTFULNESS« von Hans Rosling, auf dessen hochinteressante Erkenntnisse auch Boris Palmer in seiner Publikation verweist.
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