MÖBELHAUS − Ein Tatsachenroman von Robert Kisch

MÖBELHAUS − Ein Tatsachenroman von Robert Kisch
MÖBELHAUS − Ein Tatsachenroman von Robert Kisch

Wer wüsste nicht gern, welcher hochdekorierte Ex-Journalist sich hinter dem Pseudonym »Robert Kisch« versteckt und um welches »MÖBELHAUS« es in diesem Tatsachenroman geht?

Im Buch heißen sie Eisenherz, Braun und Rotkäppchen. Als moderne neoliberale, profitgeile Unternehmer der alten Schule und deren gut bezahlte Handlanger sind sie sich nicht zu schade, angestellte Möbelverkäufer/innen für ein niedriges Festgehalt quasi rund um die Uhr im Sinne der Gewinnmaximierung schuften zu lassen und im Kampf um Kunden und Provisionen gegeneinander auszuspielen.

Besser könnte man diese ausgetüftelte Spielart des bewährten kapitalistischen Systems − und Eckpfeiler des neuen deutschen Wirtschaftwunders − eine zwar bösartige, aber legalisierte Ausbeutung der arbeitenden Klasse nach rein materiell-marktwirtschaftlichen, auf paradoxe Weise arbeitspsychologisch ad absurdum geführten Erkenntnissen nennen.

Aber das besonders Hinterhältige daran ist, dass man in diesem MÖBELHAUS seitens der Arbeitgeberschaft nichts auch noch so Peinliches unterlässt, seinen Untergebenen diese prekären Arbeitsbedingungen ‒ samt billigen psychologischen Motivations- und Verkaufstrainings ‒ auch noch als »großzügig, positiv und gewinnbringend« zu präsentieren. Wer bei der täglichen Rabattschlacht, dem erniedrigenden Ringen um Geschäftsabschlüsse, nicht gezielt seine Ellenbogen und Schienbeine gegen Kollegen einsetzt, wer nicht schmierig genug dauergrinst und gewissenhaft nach oben schleimt, ist ein Versager und selbst an seinem Hungerlohn Schuld.

MÖBELHAUS − Ein Tatsachenroman von Robert Kisch

Der Autor dieses brisanten Tatsachenromans berichtet unter dem Pseudonym Robert Kisch eindrucksvoll von seinem schnellen und harten sozialen Abstieg ‒ vom hochdekorierten Journalisten und Reporter ‒ zum gebeutelten Angestellten in der Einrichtungsbranche. Als in einem riesigen Möbelhaus in Deutschlands Norden gestrandeter »Fachberater« lernt er den täglichen Wahnsinn zwischen mehr oder weniger skurrilen Mitmenschen, konkurrierenden Kollegen, schnäppchenjagenden Kunden und mobbenden Vorgesetzten kennen. Zehnstundentag, Sechstagewoche, Late-Night-Verkäufe und obendrauf noch regelmäßige verkaufsoffene Sonntage zeigen den grau(sam)en Alltag provisionsjagender Möbelfachverkäufer, die in diesem beinharten, stressigen Bonussystem ‒ sowohl gesundheitlich als auch finanziell ‒ dauerhaft kaum mehr über die Runden kommen. Physische und psychische Schäden, Krebs, Herzkrankheiten, Magersucht, Born out und/oder Depressionen sind ebenso vorprogrammiert, wie ‒ dem zermürbenden Arbeitspensum geschuldet ‒ gescheiterte partnerschaftliche, familiäre und freundschaftliche Beziehungen.

Verständlich, dass in einer solchen Umgebung nicht nur der Autor ‒ obgleich seiner bewundernswerten Geduld und Standhaftigkeit, ja seines beinahe trotzigen Durchhaltevermögens ‒ zum Zyniker wird. Auch dem Leser bleibt bisweilen ungeachtet der teilweise komischen Situationen und der unterhaltsam, oft witzig geschilderten zwischenmenschlichen Begebenheiten das Lachen im Hals stecken. Nichts kann und sollte darüber hinwegtäuschen, dass hierzulande immer mehr überarbeitete, überforderte, gemoppte und obendrein noch schlecht bezahlte Menschen mittlerweile wieder für ein System stehen, das man überwunden glaubte und bis vor wenigen Jahren nur aus dem kapitalistischen Amerika, kommunistischen Staaten und der dritten Welt kannte. Wenn unsere Gesellschaft nicht aufpasst und solidarisch dagegenhält, wird Arbeit ‒ durch ständig schlechtere Bedingungen und miesere Bezahlung ‒ langsam aber kontinuierlich zur »Höchststrafe«.

Streng gesehen sind Einkaufen und Verkaufen nach den Regeln der immer mehr enthemmten »Geiz-ist-Geil-Methode« leider zum künstlich erzeugten Stress für Alle mutiert: Sowohl für die Verkäufer, als auch für die verunsicherten Kunden. Wobei es bei den beispielhaft geschilderten Möbelverkäufern ‒ die wie im Hamsterrad quasi um ihr Leben durch das MÖBELHAUS laufen ‒ um die nackte Existenz geht. Nach Lektüre dieses aufrüttelnden Tatsachenromans sollten und werden auch Sie mit Sicherheit in Zukunft Rabattschlachten, Sonderverkäufe, Nullprozentfinanzierungen auf Hochglanz getrimmter Möbelhäuser und anderer ‒ mutmaßlich ähnlich kommerziell strukturierter ‒ Verkaufstempel mit anderen Augen sehen und vielleicht die ein oder andere grundsätzlich schiefliegende Situation wiedererkennen.

Die an Herz und Nieren gehende, mit viel Ironie gepfefferte Lektüre

MÖBELHAUS − Ein Tatsachenroman von Robert Kisch

(ISBN 978-3-426-30404-4) ist als 314 Seiten starke Hardcover-Ausgabe beim DROEMER Verlag erschienen und kostet € 12,99.

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