Zunächst einmal vorweg: Diese mit jeder Menge sozialem Sprengstoff geladene, brisante und zum Nachdenken anregende Streitschrift »ARMUT IST DIEBSTAHL« des in der Schweiz lebenden Journalisten und Publizisten René Zeyer sollte man komplett von Seite 1 bis 211 gelesen haben, — bevor man sich in kontroverse Diskussionen verstrickt oder zu negativen Kommentaren versteigt, dass der ewige Nutznießer, wahre Verursacher und Schuldige an der ständig wachsenden Verelendung und Armut in aller Welt doch längst ausgemacht (und ebenfalls arm gemacht?) gehört!
Was ist überhaupt Armut und wer war zuerst da: Der de facto hilflose, ausgebeutete Arme oder der böse, reiche Ausbeuter − sozusagen die Henne, oder das Ei? Und darüber, wie man jegliche Armut grundsätzlich verhindern und dauerhaft abstellen kann, philosophieren und streiten bekanntlich schon seit Jahrhunderten schlaue Gelehrte aus Politik, Kirche und Wirtschaft. Aber auch ohne in diesen konfliktbehafteten und wahrscheinlich leider unauflösbaren Disput einsteigen zu wollen, hat der Autor in einem Punkt unstreitig Recht: Noch nie zuvor gab es (vor allem in den sogenannten reichen westeuropäischen Staaten) derart viele gewerbsmäßig ausgerichtete, beinahe schon industriell anmutende sozialistische, zum Teil verstaatlichte Organisationen von professionellen Armutsforschern und Sozialwissenschaftlern, paritätischen Wohlfahrtsverbänden, Steuerumverteilungsbehörden, − inklusive Heerscharen von Sozialarbeitern. Alle samt und sonders hauptberufliche, bzw. selbsternannte Experten, die mehr oder weniger abhängig von der geschäftsmäßig betriebenen Verbesserung der Lebensumstände sozial- und finanziell Benachteiligter leben und somit (mehr oder weniger) bewusst oder unbewusst vom Steuer-Kuchen mitessen.
Ohne Zweifel mutet die These des Autors
ARMUT IST DIEBSTAHL
Warum die Armen uns ruinieren
− wie Kritiker kommentieren − zynisch an. Oder muss man bei eingehender und genauer Betrachtung der realen Alltäglichkeiten dem Autor beipflichten, dass Armut tatsächlich − allen kontinuierlich steigenden Sozialleistungen für Arme und allen unermüdlich gegen die Armut ankämpfenden nationalen und internationalen humanitären Hilfsorganisationen zum Trotz − organisierter ›Diebstahl‹ am Steuerzahler ist? Besteht die neuzeitliche, vorgeblich zielgerichtete ›Armutsbekämpfung‹ der seit Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossenen Hilfsorganisationen vor allem darin, sich selbst zu reproduzieren und dank ständig neuer Aufdeckung ›versteckter Armut‹ dauerhaft unentbehrlich zu machen?
René Zeyer schießt in seinem jüngsten Werk beachtenswert scharf(züngig) gegen die sogenannte ›Armutsindustrie‹ − die Helfer in eigener Sache in einem immer mehr ausufernden Sozialstaat − und begründet angesichts vorherrschender unleugbarer paradoxer Gegebenheiten nüchtern und sachlich fundiert „warum die Armen uns ruinieren”.
Das lesenswerte Pamphlet
ARMUT IST DIEBSTAHL
(ISBN 978-3-593-50032-4) von René Zeyer ist zum Preis von € 17,99 im campus-Verlag erschienen.