Auf die ebenso spannende wie dramatische True Crime-Lektüre »Saal 210 − Wenn Menschen morden« wurden wir auf unserer Advent-Kreuzfahrt mit der nickoSPIRIT im Dezember 2024 aufmerksam.
![Saal 210 − Wenn Menschen morden / Fälle aus dem Schwurgericht / Hariett Drack](https://lesemehrwert.de/wp-content/uploads/2025/01/wenn-menschen.jpg)
Die Autorin − Hariett Drack − war während ihrer 40-jährigen beruflichen Laufbahn als Reporterin tätig und dabei auf Polizei- und Gerichtsberichterstattung für den Kölner Stadt-Anzeiger spezialisiert. Heute arbeitet sie freie Autorin und schreibt u. a. für das Online-Magazin ›ZEIT VERBRECHEN‹.
2023 veröffentlichte sie unter dem Titel
»Saal 210 − Wenn Menschen morden«
ein Buch, in dem sie über eine Reihe authentische Fälle berichtet, die vor dem Schwurgericht und dem Amtsgericht in Köln verhandelt wurden. An Bord der nickoSPIRIT stellte sie zusammen mit Co-Autor Helmut R. Meyer bei einem Crime Talk den zahlreich in der Lounge versammelten Passagieren mit ›Das verschwundene Kind‹ und ›Der faule Hund‹ zwei besonders skurrile und spannende Kriminalfälle aus dem Raum Köln vor, die neugierig auf weitere Mordgeschichten machen.
Einblicke in verwüstete Seelen und verpfuschte Leben
Was das Buch hochinteressant und besonders macht, ist der schauerliche Fakt, dass es sich bei allen von der Autorin in Form von Kurzgeschichten zu Papier gebrachten Fällen nicht um fiktive, sondern um wahre Verbrechen handelt. Begangen ›an‹ Menschen ›von‹ Menschen, die von den ermittelnden Behörden festgenommen, vor Gericht gestellt wurden und sich dort für ihre Taten verantworten mussten.
Die Bandbreite der überführten Mörderinnen und Mörder erstreckt sich über alle soziale Schichten. Aber so unterschiedlich die Täter (und Mittäter), ihre persönliche Sozialisation, ihre Motive und ihre Tat(en) auch sein mögen: Trotz oft infamer Lügen, heftigen Dementis und Relativierungen konnte der überwiegenden Zahl der Tatverdächtigen letztendlich ein Mord aus sogenannten ›niedrigen Beweggründen‹ nachgewiesen werden. Man mag kaum fassen, zu welchen Grausamkeiten Vertreter der Spezies »Mensch« fähig sind.
Emotionale Herausforderungen
Als Eltern und Großeltern gehen einem natürlich Verbrechen, bei denen es sich bei den Opfern um wehrlose Kinder handelt, besonders an die Nieren. Speziell in diesem Zusammenhang ist es auch erschütternd zu lesen, dass die ein oder andere furchtbare Tat durch reines Unterlassen, Wegschauen und Duldung (mit)verübt wurde und es fällt mitunter schwer, seine angesichts solchen Verhaltens unweigerlich hochkochenden Emotionen zurückzuhalten.
Wie schwer mag es manchmal wohl auch Richtern, Geschworenen und anderen am Prozess Beteiligten fallen, alle relevanten Fakten und Einlassungen ›sachlich‹ mit den Augen der Justitia zu beurteilen, um zu einem möglichst gerechten Urteil und einer der Schuld angemessenen Festsetzung des Strafmaßes zu gelangen? Nicht selten sind so manche Urteile − besonders wenn sie den Eindruck erwecken, dass hier aus nicht logisch nachvollziehbaren Gründen ein für die Schwere der Tat zu niedriges Strafmaß angesetzt wurde − für Nichtjuristen schwer verständlich.
Unser Fazit
Bei jedem einzelnen der von Hariett Drack präsentierten Tötungsdelikte spürt man deutlich, dass sie in ihrer Rolle als Prozessbeobachterin den Ablauf der oft langwierigen Gerichtsverfahren mit Argusaugen verfolgt, sich mit allen Details vertraut gemacht und akribisch auseinandergesetzt hat.
Das Buch punktet auch durch die eindrucksvoll präzise und klare Erzählweise der Autorin. Da sie in ihre Geschichten schrittweise sowohl die Einlassungen der Täterin oder des Täters einfließen lässt, als auch die Schilderungen, Sichtweisen und Erkenntnisse von Mitbetroffenen, Zeugen sowie hinzugezogenen Psychologen und anderen Sachverständigen einbezieht, gewährt sie dem Leser − angefangen von der Vorgeschichte, der Beziehung zwischen Opfer und Täter bis hin zum Tathergang − brisante Einblicke. Auf diese Weise sitzt man quasi selbst im »Saal 210« und fühlt sich von der Beweisaufnahme bis zur Urteilsverkündung als stiller Beobachter in den jeweiligen Strafprozess mit eingebunden.
Aber lesen Sie selbst!
Die 192 Seiten starke, anspruchsvolle und überaus lesenswerte ›True Crime‹-Lektüre von Hariett Drack
»Saal 210 − Wenn Menschen morden«
(ISBN 978-3-404-07013-8) − in der 11 packende Mordfälle aus dem Schwurgericht und 11 weitere üble Missetaten vor dem Amtsgericht großartig erzählt thematisiert werden − ist als Taschenbuchausgabe zum Preis von € 12,00 im Quadriga (Bastei Lübbe) Verlag erschienen.