Als Fans feingesponnener Krimis, der Lagunenstadt Venedig und von Donna Leon möchten wir unseren Lesern und Leserinnen heute den neusten Fortsetzungsroman »Milde Gaben − Commissario Brunettis 31. Fall« vorstellen:
Brunetti bekommt in der Questura überraschend Besuch von einer alten Freundin aus Jugendtagen. Es handelt sich um Elisabetta Foscarini, die mit dem gutsituierten Geschäftsmann Bruno del Balzo verheiratete Tochter einer Nachbarsfamilie, die vor Jahrzehnten im Stockwerk über der elterlichen Wohnung lebte, in der Brunetti und sein Bruder Sergio aufwuchsen.
Vertrauliche Ermittlungen aus Gefälligkeit
Elisabetta vertraut dem Commissario und seiner Kollegin Claudia Griffoni ihre Befürchtung an, dass ihr Schwiegersohn Enrico Fenzo − der als selbstständiger Buchführer für verschiedene Mandanten tätig ist − in dubiose Machenschaften verstrickt sein könnte. Sie wittert Gefahr für ihre Tochter Flora, die als Tierärztin auf der Insel Murano praktiziert, und bittet um Aufnahme inoffizieller Ermittlungen.
Brunetti fühlt sich aus alter Verbundenheit heraus verpflichtet der Sache nachzugehen und den Wunsch seiner Nachbarsfreundin nach Diskretion zu berücksichtigen. Die Nachforschungen erweisen sich jedoch als komplexer, wie anfänglich gedacht. Der Commissario muss erkennen, dass jede erhaltene Auskunft wiederum neue Fragen aufwirft, die nach Antworten suchen. So bleibt ihm im Laufe seiner nicht amtlichen Recherchen nichts anderes übrig, als entgegen seiner Zusage immer mehr Leute aus seinem bewährten Team, sowie auch Kontakte in seinem engeren Umfeld zur Gewinnung von weiteren Informationen einzuspannen. Als eine Spur zu einem unter fortgeschrittener Demenz leidenden altgedienten Marineadmiral führt, scheut sich Brunetti nicht, auch die Hilfe seiner Schwiegermutter, der taffen Contessa Donatella Falier, in Anspruch zu nehmen.
Kein Rauch ohne Feuer
Was hat es mit der gemeinnützigen Stiftung, an deren Gründung sowohl Elisabettas Ehemann, als auch ihr Schwiegersohn und der alte Admiral beteiligt waren, auf sich? Als dahingehende Nachforschungen jedoch ins Leere laufen und die Ermittlungen zunächst stocken, fragt sich Brunetti mehr als einmal, ob die Befürchtungen seiner Bekannten nicht vielleicht doch übertrieben waren.
Nachdem sich dann aber tatsächlich ein nächtlicher Einbruch in die Tierarztpraxis von Elisabettas Tochter ereignet, der verwüstete Räumlichkeiten und einen verletzten kleinen Hund zufolge hat, bekommt die Angelegenheit sofort höchste Priorität und es darf endlich ganz offiziell ermittelt werden.
Neue Abgründe tun sich auf, als sich eine unter schwerer Arthritis und Schlaflosigkeit leidende alte Dame bei Brunetti meldet. Sie gibt an, das gewaltsame Eindringen von ihrem Fenster aus beobachtet zu haben und will als Täter eine Person erkannt haben, die eigentlich überhaupt nicht ins Konzept passt.
Ein Blick in menschliche Abgründe
Schritt für Schritt entwickelt der verzwickte Fall immer mehr Eigendynamik und bringt Verstrickungen in betrügerische Finanzmanipulationen ans Tageslicht, die für einige Beteiligte besser für immer im Dunklen geblieben wären.
Auch Brunetti erkennt erst zu Schluss, was und vor allem wer hinter der ganzen Affäre steckt, die immer weitere Kreise zieht und − bis auf eine leider nicht zu überführende Person und ein junges Paar, das eine neue Chance bekommt − am Ende nur Verlierer zurücklässt.
Bei der Lösung dieses feingesponnenen Falls sind − sowohl bei den Ermittlern, als auch bei den Lesern und Leserinnen − Geduld, Hartnäckigkeit und ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen gefragt.
Unser Fazit: Auch in ihrem 31. Fall erweist sich Donna Leon wieder einmal als Meisterin beim Auslegen psychologischer Fallstricke, in die instabile Charaktere immer wieder tappen.
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Der 344 Seiten starke Venedig-Krimi
Milde Gaben − Commissario Brunettis 31. Fall
(ISBN 978-3-257-07190-0) ist wie alle Venedig-Krimis von Donna Leon als Hardcover Leinen-Ausgabe im Diogenes Verlag zum Preis von € 25,00 erschienen.