Nachdem wir die beiden vorangegangenen Kriminalromane von Autor Frank Schröder gelesen und rezensiert haben, stellen wir heute seinen dritten Titel »Eiskalte Gnade« vor.
Ort des mörderischen Geschehens ist auch in diesem Fall wieder die schöne schwäbische Stadt Reutlingen. Auch die couragierte Ermittlerin Verena Göbel − die dem Frank Schröder-Lesepublikum aus seinen Schwabenkrimis »Mit jeder Faser« und »Valeries Tod« bekannt sein dürfte − ist mit von der Partie.
Natürliche Todesfälle oder Mord?

Zum Zeitpunkt des Ermittlungsbeginns der fesselnden Mordserie »Eiskalte Gnade« ist Kriminalhauptkommissarin Verena vom Dienst freigestellt. Sie trauert noch immer intensiv um ihren Mann Rolf, der vor einem Jahr am Coronavirus verstarb. Seit seinem Tod fühlt sie sich einsam, schlaff, leer und überflüssig.
Eines Tages steht jedoch die junge Kriminalkommissar-Anwärterin Mila Landenberger vor ihrer Tür. Die vor Energie und Eifer sprühende Praktikantin vom Reutlinger Polizeirevier schreibt gerade an ihrer Bachelorarbeit, die »Unentdeckte Tötungsdelikte« thematisiert. Mit ihren detaillierten Fragen zu einem alten Fall aktiviert sie Verenas erlahmte Lebensgeister und reißt sie aus ihren Depressionen.
Zum Entsetzen ihres neuen Chefs nimmt die unkonventionelle Kommissarin ohne große Vorankündigungen ihren Dienst von heute auf morgen wieder auf. Ihr erster Weg führt sie direkt ins Leichenschauhaus, wo sie zusammen mit ihrer jungen Kollegin Mila der Obduktion an einem bejahrten Toten beiwohnt.
Von da an ist Mila herzlich eingeladen, dem pensionierten Klinikpathologen Helmschneider regelmäßig bei seinen Untersuchungen zu assistieren. Sie erweist sich als aufgeweckte Schülerin und entdeckt dank ihrer guten Beobachtungsgabe schnell Auffälligkeiten, die dem routinierten Professor scheinbar entgehen.
Der eiskalte »Erlöser«
Wer aber ist der eiskalte Mann, der bereits im Alter von zwölf Jahren zum ersten Mal mordete und dessen Lebensaufgabe fortan in der »Erlösung« kranker, alter, leidender und einsamer Menschen besteht?
Im Laufe der Geschichte kommt Mila dem geheimnisvollen, offenbar bereits seit Jahren unentdeckt mordenden Täter immer näher. Auch Verena wird von Milas Jagdfieber ansteckt. Wenn sie ihrer jungen Kollegin, die bei ihren Ermittlungen selbst zum Opfer des gefährlichen Psychopathen wird, nur besser zugehört hätte! So dauert es eine atemlose Weile und fast zwei weitere Menschenleben, bis bei ihr der Groschen fällt und der selbsternannte »Erlöser« endlich dingfest gemacht werden kann.
Wissenswertes zum Autor

Auf Frank Schröder wurden wir auf einer Flusskreuzfahrt aufmerksam, wo er den Passagieren an Bord eine besondere Überraschung präsentierte: Eine Lesung aus seinem Erstlingswerk sowie ein Liedervortrag mit Gesang und Gitarre. Der Autor (Jahrgang 1961), geboren in Ebingen, ist heute Kriminalhauptkommissar im Ruhestand. Nach fast dreißig Jahren Ermittlungsarbeit, schwerpunktmäßig im Bereich von nicht natürlichen Todesfällen, war er zuletzt als Fachlehrer für Kriminalistik und Strafrecht am polizeilichen Institut für Ausbildung in Biberach an der Riß (Polizeihochschule Baden-Württemberg) tätig.
Der Autor spricht in »Eiskalte Gnade« ein brisantes Thema an: „Jährlich sterben in Deutschland etwa eine Million Menschen. Man schätzt, dass nur etwa zwei Prozent der Verstorbenen gerichtsmedizinisch obduziert werden. Rechtsmediziner der Universität Münster fanden heraus, dass näherungsweise 1.200 Tötungsdelikte unentdeckt bleiben, weil zu wenig obduziert wird und weil die ärztliche Leichenschau (wenn überhaupt) häufig nicht nur mangelhaft, sondern schlicht falsch vorgenommen wurde.” Warum man aber deshalb den Ärzten kaum einen Vorwurf machen kann, erläutert der Kriminalhauptkommissar a. D. im Nachwort seines Romans.
Unser Fazit
Auch mit »Eiskalte Gnade« ist Frank Schröder wieder ein packender Krimi aus dem Schwabenland gelungen, der Seite um Seite ständig an Fahrt aufnimmt und das Lesepublikum einlädt, an den akribischen polizeilichen Ermittlungsarbeiten teilzuhaben, die im vorliegenden Fall für die beiden engagierten Ermittlerinnen beinahe tödlich enden.
Der 275 Seiten starke Titel
»Eiskalte Gnade«
(ISBN 978-3-96555-180-0) ist als Taschenbuchausgabe zum Preis vom € 13,00 im Verlag Oertel + Spörer erschienen.