Der innere Stammtisch − Ein politisches Tagebuch / Ijoma Mangold

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Der innere Stammtisch / Ijoma Mangold

Auf seine jüngste Publikation mit dem Titel »Der innere Stammtisch − Ein politisches Tagebuch« machte uns Ijoma Mangold − seines Zeichens Literaturkritiker, Buchautor und Kulturkorrespondent im Ressort Feuilleton bei der Wochenzeitung DIE ZEIT −  durch seinen Gastauftritt am 17. September 2020 in der Markus Lanz-Talkshow neugierig.

Im Gegensatz zu dem nicht ungeschickt formulierten leicht abschätzigen Eindruck, den offenbar die Journalistin Karina Krawczyk gewann und am nächsten Tag in der Berliner Morgenpost proklamierte, fanden wir weder die geäußerten Überlegungen und Zitate die der Spiegel-Bestseller-Autor zu der regen Diskussion beisteuerte ›unoriginell‹, noch seine lebendige Art sich zu präsentieren, auffallend ›eitel‹.

Wissenswertes zum Autor

Wer ihn noch nicht kennt: Der wortgewandte Literaturwissenschaftler und Journalist − Sohn eines Nigerianers und einer aus Schlesien stammenden alleinerziehenden Mutter, bei der er in den siebziger Jahren in Heidelberg aufwuchs − wurde einem größeren Leserkreis vor allem durch seine im Jahre 2017 erschienene berührende Selbstrecherche »Das deutsche Krokodil. Meine Geschichte« bekannt. Eine empfehlenswerte Zusammenfassung dieses autobiografischen Bestsellers, der einen kurzen Einblick in den interessanten Werdegang von Ijoma Mangold gewährt, haben wir in einer Rezension in der Tageszeitung ›DIE RHEINPFALZ‹  unter dem Titel »Die Geschichte als Sohn« entdeckt.

Ein Mutmacher zu politischer Meinungsfindung

In Zeiten zunehmender politischer Polarisierung und immer härter ausgetragener Kontroversen ist es nicht unmutig von Ijoma Mangold, sein politisches Tagebuch »Der innere Stammtisch« zu nennen. Denn mehr denn je gilt heute:  Wer sich mit (s)einer Meinung weit vorwagt und/oder Partei ergreift, wird zwar von Gleichdenkenden mit Applaus bedacht, muss aber andererseits befürchten, von Menschen mit kontroversen Ansichten im besten Fall verbal mit faulen Eiern beworfen (wenn nicht gar mit Schlimmerem bedroht) zu werden.

„Man erträgt es nicht mehr, dass andere Leute über andere Witze lachen als man selbst.”

Verstand man zu früheren Zeit unter dem Begriff ›STAMMTISCH‹ im allgemeinen meist einen größeren Tisch in einem Lokal, an dem sich regelmäßig ein Kreis von meist männlichen Stammgästen zum Kartenspielen, Zechen und Diskutieren über Gott und die Welt traf,  so wird dieser Ausdruck heutzutage immer öfter im eher negativen Sinne verwendet. Nein, es lässt sich nicht mehr von der Hand weisen, dass dem altherkömmlichen »Stammtisch« mittlerweile − vor allem von Menschen aus dem sozial- bzw. linksliberalen Spektrum − eine vereinfachende, undifferenzierte Argumentationsweise unterstellt wird, um den herum sich Wortbildungen wie ›Stammtischparole/n‹, ›Stammtischpolitik‹ und ›Stammtischniveau‹ fest etabliert haben − allesamt beliebte Codeworte, die metaphorisch auch für (in der Regel meist konservative bis rechte) politische und gesellschaftliche Diskussionen verwendet werden.

„Wenn Politik das ist, wozu jeder eine Meinung haben sollte, dann kann es nicht sein, dass der Intelligentere gewinnt.”

Ein gelungener Mix aus analystischen Betrachtungen von politischem Tagesgeschehen, gesellschaftspolitisch brisanten Themen und Alltagsepisoden

Ijoma Mangolds politisches Tagebuch erstreckt sich über den Zeitraum vom 17. September 2019 bis zum 13. April 2020. Es beinhaltet sowohl

  • jede Menge zu Papier gebrachte Gedanken des Autors im Hinblick auf politische Ereignisse während dieser 8 Monate,
  • seine Haltung zu aktuellen brisanten gesellschaftspolitischen Themen, namhaften politischen Köpfen und anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens,
  • als auch kurzweilige Alltagsgeschichten aus seinem engeren Freundes- , Bekannten- und Kollegenkreis.

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Unser Fazit: Der zum kritischen Denken, Hinterfragen und Analysieren anregende Leitfaden »Der Innere Stammtisch« des beeindruckend fair und sachlich argumentierenden ZEIT-Feuilletonisten Ijoma Mangold ist ein Buch mit beachtenswertem ›lesemehrwert‹. Wer danach strebt, den Zusammenhang zwischen Reflexen, Emotionen, Affekten, weltanschaulichen Überzeugungen und politischen Urteilen genauer zu begreifen, liegt mit der Lektüre dieses Buches genau richtig.

Das 272 Seiten starke politische Tagebuch

Der innere Stammtisch

(ISBN 978-3-498-00119-3) ist im Rowohlt Verlag als gebundene Ausgabe im Schutzumschlag zum Preis von € 22,00 erschienen.

Verlagsinfo