Selfies – Der 7. Fall für das Sonderdezernat Q / Jussi Adler-Olsen

Selfies - Der 7. Fall für das Sonderdezernat Q / Jussi Adler-Olsen
Selfies – Der 7. Fall für das Sonderdezernat Q / Jussi Adler-Olsen

Es ist wieder so weit: Mit seinem neuen Thriller  »Selfies – Der 7. Fall für das Sonderdezernat Q in Kopenhagen«  hat Jussi Adler-Olsen einen weiteren Bestseller zu Papier gebracht. Dieses Mal dreht sich alles um weibliche Problembären, zu denen auch Rose, die taffe, aber psychisch angeschlagene Quotenfrau des Kopenhagener Sonderdezernats zählt.

»Selfies – Der 7. Fall für das Sonderdezernat Q«

beginnt mit einem folgenschweren Streit am Esstisch einer äußerlich gutbürgerlichen, aber durch die nationalsozialistische Vergangenheit des Patriarchen geprägten Familie. Verstört muss die kleine  kleine Dorrit von ihrer Mutter erfahren, dass ihr Vater für immer das Haus ihrer Großeltern, in dem sie mit  ihren Eltern lebt, verlässt.  Als Dorrit einige Jahre später die Wahrheit über die unrühmliche Vergangenheit ihres Großvaters während der NS-Zeit erfährt, sieht sie auch ihre dominante Großmutter und ihre labile, alkoholkranke Mutter mit anderen Augen.

Sie wechselt ihren Vornamen und verwandelt sich sukzessive in ein egozentrisches, phlegmatisches, sozial verwahrlostes  Monster, das  in den Tag hineinlebt, vom dänischen Wohlfahrtsstaat lebt und sich nebenbei von älteren Männern aushalten lässt. Im Warteraum des Sozialamts in Kopenhagen schließt sie Freundschaft mit zwei ähnlich labilen Tagediebinnen, für deren Schicksal beim Leser ebenfalls kein richtiges Mitleid aufkommen will. Die drei jungen Damen haben eines gemeinsam: Die gleiche Sachbearbeiterin und den festen Vorsatz, auch ohne Arbeit das große Geld zu machen.

Wenn die Quote nicht mehr stimmt

Derweil ist gegen Carl Mørck, den Chefermittler des Sonderdezernats Q und seine Crew eine interne Intrige im Gange. Die Abteilung soll geschlossen werden, weil die Aufklärungsquote des hartarbeitenden Teams zu niedrig läge. Carl Mørck ist empört und setzt sich konsequent zur Wehr. Schlecht gelaunt, ungehalten und rücksichtslos fordert er von Rose die Erfüllung einer Aufgabe, obwohl er weiß,  dass seine Mitarbeiterin unter  einer sporadischen Neurose leidet und speziell dieser Auftrag über ihre Kräfte gehen könnte.  Es kommt wie es kommen muss: Die Überforderung löst bei  Rose, die während ihrer Kindheit und Jugend von ihrem sadistischen Vater seelisch grausam gequält wurde,  einen selbstzerstörerischen depressiven Schub aus. Sie muss sich in ärztliche Behandlung begeben und die Dinge nehmen ihren unheilvollen Lauf …..

Als dann noch die Großmutter von Denise (vormals Dorrit) ermordet im Park aufgefunden wird und der Mord Parallelen zu einem anderen ungeklärten Fall aufweist, wird der Rest des Sonderdezernats Q aktiv. Auch Carls nach einer tragischen Schießerei querschnittsgelähmter Partner Hardy  und Marcus  Jacobsen, der pensionierte Ex-Chef von Carl sind mit von der Partie.

Leichen pflastern ihren Weg

Das Schicksal schlägt auch im Sozialamt zu.  Annelie, der Sachbearbeiterin der drei verschworenen Schnorrerinnen, wird nach einer Mammografie mit einer bitteren Diagnose konfrontiert: Brustkrebs! Die Mittvierzigerin verdaut diesen harten Brocken jedoch erstaunlich schnell und verwandelt den seit geraumer Zeit an ihr nagenden Frust  in Hass und kriminelle Energie. Schon lange sind ihr im Jobcenter einige besonders dreiste arbeitsscheue Klientinnen − die sie jovial auch noch „Kundinnen“ nennen muss − aufgefallen, deren forderndes, asoziales Verhalten geradezu nach Bestrafung schreit. Da dem durchtriebenen Trio Denise, Jazmine und Michelle  auf dem Dienstweg jedoch nicht beizukommen ist, beschließt die mit ihrem Ableben rechnende Annelie kurzentschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen ….

Aber auch die drei Gejagten sind nicht untätig. Statt jedoch den Tag mit solider Arbeit zu vergeuden, schmieden sie große Pläne und begehen einen bewaffneten Raubüberfall in einer Discothek. Zufällig kommt ihnen beim Rückzug auf der Treppe jemand unerwartet in die Quere und fordert die Herausgabe der Beute. Kurzentschlossen drückt Denise die alte Kriegswaffe ihres Großvaters ab und trifft tödlich.

Spannender Wettlauf mit der Zeit

Da mögen sich die rivalisierenden Kopenhagener Ermittlungsteams bei dem Wettlauf um die Lösung der miteinander verknüpften mehrfachen Mordfälle noch so behindern, − die Schlinge um die Hälse der über Leichen gehenden Damen, die sich gegenseitig immer missgünstiger wie Spinnen im Netz belauern, zieht sich immer mehr zu.  Wer bleibt am Ende noch zur Verhaftung  übrig?

Zum Eklat kommt es, als ihnen Rose Knudsen rein zufällig in die Hände fällt. Wenngleich die Ermittlerin in ihrer krankhaften Verzweiflung und Zerrissenheit fest entschlossen war,  ihre seelischen Qualen endlich zu beenden und freiwillig aus dem Leben zu scheiden, hatte sie sich ihren geplanten Tod doch anders vorstellt. Auf jeden Fall nicht als geknebeltes, gefesseltes und langsam qualvoll verdurstendes Opfer von drei kriminellen Jugendlichen auf einem verdreckten WC in der Wohnung der ermordeten Großmutter Zimmermann. Für die bedauernswerte Rose beginnt ein Martyrium. Wer sollte hier nach ihr suchen? Sowohl ihre Schwestern, als auch ihr Chef Carl Mørck und ihre Kollegen Assad und Gordon wähnen sie schließlich sicher untergebracht in einer Psychiatrie. Besteht eine Chance, dass die Gefangene trotzdem noch rechtzeitig genug entdeckt wird?

Täter, Opfer oder beides?

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Jussi Adler-Olsen

Adler Olsen kitzelt in seinem 7. Fall psychologisch gekonnt heraus, wie tiefgreifend unsere Kindheit durch die Familie geprägt wird. In diesem wichtigen sozialen Umfeld wird der Grundstock für das weitere Leben jedes Individuums gelegt. Am Schicksal vieler Charaktere seines neuen Thrillers wird überdeutlich, wie sehr unsere Entwicklung von der Herkunft, dem Verhalten und den Entscheidungen derjenigen abhängt, die für uns verantwortlich sind.  Die große Bedeutung von Kindheit, Jugend und Familie wird besonders spürbar, wenn junge Menschen einen Elternteil durch Tod oder Trennung verlieren, wenn sie vernachlässigt, körperlich und/oder seelisch misshandelt werden, oder mit Lügen oder falschen Idealen aufwachsen. Oft werden Reaktionen, wie Verhaltensauffälligkeiten, Neurosen, Entwicklungsverzögerungen und Schulschwierigkeiten nicht beachtet, so dass die verschleppten Folgen in ihrer ganzen Tragik oft erst Jahre später an Licht kommen, wenn sie − wie im Thriller − in einer Katastrophe gipfeln. Der Adler-Olsen-Thriller

Selfies – Der 7. Fall für das Sonderdezernat Q

in Kopenhagen ist wie üblich spannend geschrieben, überzeugt  durch stimmige, interessante Charaktere, lässt sich trotz seiner komplexen Handlung leicht lesen und überrascht durch seine unvorhersehbare Lösung. Bei aller Dramatik kommt auch die Liebe nicht kurz: In Sorge um Rose kommen sich Carl Mørck und die Polizeipsychologin Mona Ibsen endlich wieder näher. Lassen wir uns überraschen, ob und wie es im nächsten Band mit den beiden weitergeht ….

Jussi Adler-Olsens neuer, 576 Seiten starker Thriller

Selfies – Der 7. Fall für das Sonderdezernat Q

(ISBN 978-3-423-28107-2) ist als gebundene Ausgabe im Schutzumschlag beim dtv Verlag erschienen und kostet € 23,00.

Verlagsinfo 

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